Hüftdysplasie ist eine der häufigsten Fehlbildungen bei Neugeborenen. Wird die Diagnose nicht schon frühzeitig gestellt, haben Kinder später oft chronisch-starke Schmerzen, Gangstörungen und bleibende Behinderungen. Während eine Diagnose mit Röntgendiagnostik erst ab dem dritten Lebensmonat möglich ist, lässt die Ultraschalldiagnostik eine frühzeitige Diagnose bereits im dem 1. Lebensmonat zu. Auf diese Weise können Komplikationen vermieden werden. Die Kinder können so rechtzeitig therapiert werden, z. Beispiel durch breites Wickeln, Gipsanpassungen oder Hüftspreizhosen. Operationen können damit häufig vermieden werden. Während das Ultraschall-Screening in Deutschland ein fester Bestandteil der Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern ist (U3), wird diese Möglichkeit in Usbekistan bisher nur in wenigen Fällen umgesetzt. Der Grund dafür ist eine rudimentäre Ultraschall-Ausbildung bei jungen Ärztinnen in Usbekistan, bedingt u.a. auch durch veraltetes russisches Forschungs- und Lehrmaterial, das oft noch aus den 1960iger und 1970iger Jahren stammt.
Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Ulmund das Republican Specialized Scientific-Practical Medical Center of Paediatrics in Tashkent blicken auf eine langjährige Zusammenarbeit. Projektziel der deutsch-usbekischen Klinikpartner ist, die Ultraschalldiagnostik landesweit in allen Kinderkrankenhäusern inklusive der Provinzregionen einzuführen.
Das Klinikpartnerschaftsprojekt entwickelte sich als Folgeprojekt eines in 2011 gestarteten Programms zur Verbesserung der Mutter-Kind-Gesundheit, das vom usbekischen Gesundheitsministerium und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gemeinsam finanziert wurde. Damit wurde die Grundlage für eine Verbesserung der stationären Versorgung von usbekischen Kindern geschaffen und, unter anderem, Renovierungen in regionalen Krankenhäusern vorgenommen. Ein sogenanntes „Twinning“ hat zudem die Zusammenarbeit zwische deutschen und usbekischen Institutionen gefördert, um mittels Fortbildungen die bestmögliche Nutzung der neuen Ausrüstung zu gewährleisten. Die Durchführung von gezielten Ultraschalltrainings von usbekischen Pädiatern und Radiologen setzt genau hier an.
Eine Internet-Plattform ermöglicht außerdem den Austausch von Fragen und Befunden mit deutschen Ultraschallspezialisten. Die geschulten Ärzt*innen wirken langfristig als Multiplikatoren, die ihre Fähigkeiten an Kolleg*innen weitergeben. Neben dem großen Versorgungszentrum in der Hauptstadt Tashkent sollen auch die Abteilungen in Andijan und Samarkand als regionale Referenzzentren entwickelt werden. Dies soll künftig sicherstellen, dass Kinderärzte und Radiologen in der Lage sind, Ultraschalluntersuchungen zur Früherkennung der Hüftdysplasie bei Neugeborenen in ganz Usbekistan durchführen zu können. Die Klinikpartner planen für kommende Jahre, eine pädiatrisch-radiologische Facharztausbildung umzusetzen, wenn die Bedingungen dafür reif sind.